Ende Januar war ich zu Besuch im Backhüsle – dem Verein der Walser Backfreunde e.V. im Kleinwalsertal. Der Backverein wurde von Liane Hammerer 2010 gegründet.
Das Kleinwalsertal ist eine österreichische, funktionale Exklave, d.h. ein Teil des Bundeslands Vorarlberg jedoch auf der Straße nur von Deutschland (durchs Allgäu) aus zu erreichen. Die Anreise gestaltete sich für mich dementsprechend lang – von Dornbirn erst durch den Bregenzerwald nach Hittisau und dann über den Riedbergpass nach Deutschland und schließlich nach Hirschegg ins Kleinwalsertal.
Im Backhüsle angekommen, wurde ich herzlich von Liane in ihrer Küche begrüßt und lernte dann noch eine lustige Runde von zehn Kleinwalser Damen kennnen. Und dann ging es auch schon los.
Liane hatte die Teige bereits vorbereitet: ein Brötchenteig, ein Sauerteigbrot mit Brühstück, ein Bauernbrot und einen Plunderteig. Wir begannen aus dem Brötchenteig einstrangige Zöpfe zu flechten und dann auf die Bleche zu verteilen. Das ging Dank der vielen geübten Hände recht flink. Weiter ging es mit dem Bauernbrot.
Zwischendurch hielt Liane den Ofen, ein Holzbackofen, Type 15 von Karl-Heinz Häusler, Heiligkreuztal „aus dem tiefen Schwabenland“ immer im Blick. Sie hatte ihn etwa zwei Stunden vor unserem Eintreffen mit ca. 23kg Fichtenholz angeheizt. Nun brannten nur noch die letzten Reste Glut im Ofen, die routiniert zerkleinert wurden und der Ofen schliesslich von Liane ausgekehrt wurde.
Dabei erzählte Liane mir viel Interessantes vom Backverein, den Anfängen aus dem Jahr 2010 und dass es mittlerweile fast 80 Mitglieder gibt, die monatlich Brot mit ihr backen. Auch von der hohen Kunst in einem Holzbackofen zu backen, erzählte Liane und den anfänglichen Schwierigkeiten, die richtige Backtemperatur zu haben wenn der Teig reif ist.
Zurück in der Lianes Küche waren die Bauernbrote bereits geformt und wir machten uns an das Formen des letzten Brots – das Sauerteigbrot mit Brühstück. Danach war der Großteil erledigt und die Frauen freuten sich nun auf den ebenso angenehmen, gesellschaftlichen Teil – das Zusammensitzen, Schwatzen und Plaudern.
Als der Backofen die richtige Backtemperatur für die Brötchen erreicht hatte, wurden die Bleche eingeschoben und kurze Zeit später kamen lecker duftende Brötchen aus dem Ofen. Danach war auch schon Zeit, den ersten Schwung Brote in den Ofen einzuschießen.
Die Brötchen kamen nun mit allerlei köstlichen Aufstrichen oder pur mit Butter direkt auf den Tisch, um den größten Hunger zu stillen. Und Liane behielt routiniert jederzeit den Überblick – schoss Brote in den Ofen ein und holte sie heraus und leitete an wo Hilfe benötigt wurde.
Zum Schluss kam der Strudelteig an die Reihe, der sehr dünn ausgewalkt werden musste. Als „kräftiger Mann“ kam ich zum Handkuss und war insgeheim sehr froh darüber – zu schnell war das Formen der Brötchen und Brote vorbei angesichts der Vielzahl von fleißigen Helfern. Wir formten Kipferl und füllten diese mit einer Nuss-Marzipan-Fülle – ein himmlicher Genuss.
Nach gut 3.5h waren alles gebacken und auf die vielen Körbe und Taschen verteilt. Mit einer Tasche frischer Backwaren und einer Menge schöner Eindrücke machte ich mich wieder auf den Heimweg. Einziger Wermutstropfen dieses Abends war die Erkenntnis, dass das Kleinwalsertal von meinem Heimatort leider zu weit weg ist, um regelmäßig an den Backabenden teilzunehmen.
Mein herzlicher Dank und meine Hochachtung gilt Liane, die diesen Abend perfekt organisiert hat.